Spacy & Spacious – Zeydon 60



Spacy & Spacious – Zeydon 60

Space-Design mit Speed für Blauwasserfahrt: Schon auf der Palma Boat Show zog die Yacht mit dem etwas anderen Design die Blicke auf sich, in der Bucht ist sie des öfteren unter voller Besegelung mit potentiellen Neu-Eignern an Bord zu sehen: die Zeydon 60, ein neuer Semi-Custom-Segler mit hohem Anspruch. Wir waren für einen Probeschlag an Bord.

Sie heißt „WYSIWYG“ – in großen Lettern prangt der Name des Prototyps am Heck am stahlblauen Heck. „What you see is what you get“ ist auch Philosophie des belgischen Bootsbauers Zeydon. Wir sehen zunächst riesige Teakflächen, ein breites Heck und ein überdimensionales Cockpit, edlen Purismus à la Wally – und runde elegante Formen bei Cockpitsüll und langgezogenem Deckshaus, die auch für moderne Yachtbau-Verhältnisse sehr geschwungen sind. Die Formen sollen Power verheißen, entliehen aus dem Autodesign – kein Wunder, hat doch Zeydon das Boot in Zusammenarbeit mit BMW Group Desingworks USA entwickelt und dafür auch den international begehrten „Red Dot Award“ für kreatives und innovatives Produktdesign gewonnen. Derzeit arbeitet die Werft, die die Rümpfe im eigenen Autoklaven „backt“, an der endgültigen Fertigstellung der Baunummer 2 und an der Entwicklung einer Zeydon 80. Fünf bis zehn Yachten sollen künftig pro Jahr gebaut werden.

Die Idee, die es zu verwirklichen galt, erklärt der belgische Skipper Benjamin: Ein Offshore-Cruiser für Blauwasser-Fahrten mit dem Raumangebot eines modernen hochwertigen Luxus-Cruisers, den Segeleigenschaften einer schnellen Performance-Yacht und ungewöhnlichen Design-Details, kurz „spacy & spacious.“

Performance-Cruiser-ZeydonDie Eckdaten in Kürze: Mit nur 21 Tonnen ist die Zeydon 60 ein Leichtgewicht – dank moderner Materialen wie Epoxi-Sandwich-Rumpf, Rodrigg und viel Carbon. Sieben Tonnen Ballast entfallen auf den 2,90 Meter tief gehenden Festkiel, die Länge der Wasserline misst 16,70 Meter (bei 18,30 Meter Länge über alles), die Breite 5,15 Meter. Mit gelattetem Großsegel (mit Lazyjacks) und hoher schmaler Genua treiben 183 Quadratmeter Segelfläche das Schiff an, mit dem 225 Quadratmeter großen Gennaker kommt die Zeydon bei raumem Wind ins Surfen: Schon bei ersten Tests erreichte sie Geschwindigkeiten über 17 Knoten, mit der 110 PS starken Maschine marschiert sie leicht mit bis zu 13 Knoten – auch über lange Strecken, denn ebenso wie der Wassertank fasst auch der Dieseltank 900 Liter.

Ein wahres Raumwunder präsentiert sich unter Deck – die Stehhöhe im Decksalon ist gigantisch, in den Kabinen auch noch hervorragend. Große Luken lassen sehr viel Licht hinein. Jedes Quentchen Platz ist mit Stauraum und Schubladen ausgenutzt, teils mit angeschrägten Fronten, um Durchgänge bequem breit zu halten. In der Dreikabinen-Version mit sehr großer Eigerkabine inklusive Schreib- oder Schminktisch vorn teilen sich hinten zwei Zweibettkabinen je eine Toilette und Dusche, verfügen aber über eigene Waschbecken.

Auch drei Bäder oder eine Version mit vier Kabinen sind zu haben, außerdem ein separates Crewquartier im Vorschiff. Bei der Raumaufteilung haben Eigner getreu dem Semi-Custom-Konzept weitgehend freie Hand – durch den steifen Rumpf können Schotten und Wände fast beliebig platziert werden. In der Galley auf dem Prototyp kommt bequem auch eine Waschmaschine unter, ein Schrank für nasses Ölzeug ist ebenfalls vorhanden. Jedenfalls lässt das großzügige Interieur mit vielen pfiffigen Detaillösungen kaum Wünsche an angenehmes Wohnen offen. Und, wichtig für die große Reise: Elektrik, sämtliche Kabel, Maschine und die gesamte Technik sind für Wartungsarbeiten oder Reparaturen leicht zugänglich, die Verarbeitung hinter den Wartungsluken ist sehr sorgfältig.

An Deck finden sich die üblichen Features hochwertiger Luxuscruiser: bündig eingelassene Luken, elektrische Winschen, versenkbare Klampen, hochwertige Beschläge. Auffallend: die Klappstufen am Mast und die doppelten Instrumententräger an den beiden Rädern, die deutlich an ein Autocockpit erinnern. Die Dinghy-Garage im Heck lässt sich durch ein Luk auch von oben erreichen. Hier kann der Skipper auch das Rudergestänge kontrollieren – hat eines der beiden Ruder einen Schaden, hängt der Skipper einfach die Verbindungsstange aus und segelt mit einem Ruder weiter.

Spacy & spacious ist die Zeydon allemal: An Deck kann man bequem Walzer tanzen, darunter findet sich mehr Platz als in mancher Zweizimmerwohnung. Aber wie segelt sie sich? Benjamin und Co-Skipper Paul aus Neuseeland machen das Schiff zum Auslaufen fertig – die Maschine, im Motorraum dick isoliert, ist im Leerlauf kaum zu hören, geschweige denn zu spüren. Bei vier bis fünf Windstärken in der Bucht von Palma setzen die beiden Großsegel und Fock, dank der elektrischen Winschen ist keine weitere Hand nötig. Die Yacht springt sofort an, die Logge klettert flugs auf sieben, acht Knoten.

Schneller wäre sie vermutlich mit dem ersten Reff, denn sie schiebt sofort reichlich Lage, Paul spaziert quasi auf der Fußreling vom Vorschiff zurück ins Cockpit. Auf einem Racer würde man jetzt viel Crewgewicht auf die hohe Kante setzen. Der Skipper steht sicher, hinter den Rädern befinden sich schräge Fußstützen. Auf der Cockpitbank in Luv gibt es allerdings keine Möglichkeit, sich irgendwie festzuhalten, Griffe oder Handläufe fehlen völlig, ebenso wie Östen, um sich auf hoher See gegebenenfalls einzupieken. Auch Abstützen auf der gegenüberliegenden Bank ist wegen der Breite schlicht nicht möglich. Abhilfe soll hier ein großer Cockpit-Tisch bieten, den es wohl schon mal gab, der aber neu gestylt werden soll. Auch Handläufe auf dem Deckshaus fehlen noch. Laut Benjamin soll in diesen Punkten allerdings noch deutlich nachgebessert werden.

Durch die Welle segelt die Yacht butterweích, ohne jedes Stampfen. Allerdings wird hoch am Wind – und sie segelt sehr hoch am Wind – das Laufdeck kräftig gewaschen, und zumindest im achteren Cockpitbereich hinter den Bänken wird der Boden und bisweilen auch die Skipperbank nass. Bei raumen Kursen wird es dagegen gemütlich, dass wir mit knapp 10 Knoten (ohne Gennaker) unterwegs sind, ist kaum zu spüren.

What you see is what you get – spacy, spacious und ziemlich viel Power. Für den echten Offshore-Einsatz bleibt noch einiges nachzurüsten, vielleicht auch noch etwas mehr Ballast und eine massivere Reling. Aber bis dahin lässt sich der Prototyp auch prima auf Regatten einsetzen: nach IRC vermessen ist er bereits.

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